Jiao Guorui/ Dr. Gisela Hildenbrand:
Youfagong – Methode der induzierten Bewegung
Mediengruppe Oberfranken, 3. Aufl. 2017, 64 Seiten TB, € 14,90,
ISBN 978-3-947396-15-3
Ein seltsamer Name für uns: Youfagong – die »Methode der induzierten Bewegung«. Keine Angst, das ist einfach nur das Qigong, das wir kennen, Acht Brokate, 18 Harmonien, Duft-Qigong … Es gibt daneben aber auch ein Zifagong – die »Methode der spontanen Bewegung«. Und das meint nicht das Zittern der Beine, wenn man mal etwas tiefer steht, sondern ausladende Bewegungen der Arme oder ein Drehen des Körpers, ein Hüpfen oder Wälzen. Klingt seltsam?
1983 hat Jiao Guorui, der das Qigong Yangsheng in Deutschland einführte, eine ziemlich scharfe und für ihn wichtige Auseinandersetzung mit dem Zifagong geführt, die in China offensichtlich sehr groß war und die er in diesem Buch noch einmal zum Thema macht. Eine Methode, die auf eine lange Geschichte zurückgreifen kann und damals in zahlreichen Publikationen für sich warb. In ihnen wurde nicht nur behauptet, dass man durch das Zifagong besondere Kräfte erlangt, sondern auch, dass es zum spontanen »Spiel der fünf Tiere« komme und sogar zu korrekten Kampfkunstanwendungen, ohne dass diese vorher geübt wurden.
Jiao Guorui geht hier ausgiebig auf diese Behauptungen ein: Er findet sie unsinnig, vor allem schlechtes Qigong: Denn eine falsche Methode führe fast sicher zu falschen Ergebnissen, im Fall des Qigong gesundheitsschädlichen oder zumindest nutzlosen. Sogar die Formulierung »spontane Bewegung« scheint ihm sinnlos, und er weist nach, dass sie durchaus nicht spontan, sondern durch zielgerichtete Anleitungen (oft unbewusst) induziert ist. So fragt er beispielsweise, warum bei den Tierübungen stets diese fünf, Tiger, Hirsch, Bär, Affe und Vogel, »spontan« gezeigt würden, warum aber nie ein Pferd oder Rind vorkomme.
Für Jiao Guorui besteht Qigong darin, »den inneren Qi- bzw. Bewegungsimpulsen zu folgen im Sinn von Natürlichkeit« und der »Kontrolle aller Übungsaspekte durch das Bewusstsein im Sinn einer Steuerung des Übungsgeschehens derart, dass alle Übungsanforderungen erfüllt sind«. Alles andere ist für ihn unwissenschaftlich und eine unnütze und schädliche Mystfizierung. Einen breiten Raum nimmt im Buch deswegen auch seine Erklärung ein, welche Rolle das Bewusstsein beim Qigong spielt.
Ich hätte nicht gedacht, dass diese Auseinandersetzung spontane versus geführte Bewegung noch heute wichtig ist, ich kenne auch nur eine Person, die das übt. Aber anscheinend ist sie das auch heute noch, denn das Buch ist inzwischen in der 3. Auflage erschienen.