TQJ 1/2019

Rezensentin:
Dietlind Zimmermann

Jiang Xuelin / Dr. Cornelia Richter:
Selbstheilungsweg. Band 3. Immer weiter auf dem Weg!
Quadrate 2015, 121 Seiten, TB, € 19,80,
ISBN 978-3-924704-50-6

Nachdem ich die Bände eins (TQJ 1/2013) und zwei (TQJ 2/2016) besprochen habe, möchte ich den schon seit Längerem erschienenen Band drei zum »Selbstheilungsweg« nicht auslassen. Alle Bände bauen aufeinander auf und die Lektüre der empfehlenswerten Vorgänger ist zum Verständnis dieses Bandes nützlich. Doch Übende mit längerer Praxis und Vorkenntnissen können aus den hier vorgestellten Themen auf jeden Fall interessante Hinweise und Anregungen mitnehmen.

Das Buch trägt den Untertitel »Das Erfolgsgeheimnis der guten Übung (ein- fach dargestellt)«. Beim Lesen im dritten Band spüre ich noch deutlicher Jiang Xuelins Anliegen, eine gute Balance zu finden zwischen der alten Tradition, das »innere Wissen« nur ausgewählten SchülerInnen direkt weiterzugeben, und dem Wunsch, über eine detaillierte Niederschrift möglichst vielen aufrichtig Üben- den wichtige Informationen zukommen zu lassen. So wird ersichtlich, dass auch unsere chinesischen Lehrenden den Wandel zwischen Tradition und Moderne zu gestalten haben. Jiang Xuelin leistet, unterstützt von seiner Assistentin, der Ärztin und Mitautorin Dr. Cornelia Richter, mit seinen Büchern einen wichtigen Beitrag dazu.

Zu Beginn von Band drei gibt es eine sehr komprimierte Beschreibung der fünf Wandlungsphasen (Wuxing), eine Darstellung der inneren Organe (Zangfu) und der Krankheitsursachen aus Sicht der TCM. Hier wie auch in den späteren Kapiteln wird kenntnisreich aus den klassischen Schriften wie dem »Gelben Kaiser« zitiert. Für manche, die »nur« Qi- gong oder Taijiquan praktizieren, ist diese Druckbetankung in TCM-Terminologie und der entsprechenden Bildersprache für die Körperfunktionen sicher eine Herausforderung. Hilfreich hier wie im ganzen Buch, dass Cornelia Richter versucht, den westlichen Blickwinkel erläuternd einzubeziehen, und es finden sich auch Hinweise, warum und wie Qigong- und Taijiquan-Praxis aus Perspektive der TCM heilend wirken.

Wie in Band zwei beim Thema Gehen – einer scheinbar unbedeutenden Alltäglichkeit – wird im Kapitel »Schlaf und Yangsheng« ausführlich dargelegt, welche Funktionen Schlaf für unsere Gesundheit hat, wie es zu Störungen kommt und was gesunden Schlaf för- dert. Mit »Tigersprung und Phönixruf« werden zwei Übungen beschrieben, die den Schlaf fördern sollen.

Mein Highlight in diesem Buch ist – ähnlich wie bei den 24 Punkten zur Haltung in Band eins – eine kleine Sammlung von »Schlüsselpunkten« für das fortgeschrittene Üben. Ganz in daoistischer Tradition des Naidan (Innere Perle) sollen diese Hinweise auf Lü Dongbin, den »Ahnherr des Qigong« zurückgehen und wurden Jiang Xuelin mündlich von Prof. Li Zinan übermittelt: »Die sechs Schlüsselpunkte zum Erreichen von Vollkommenheit beim Üben von stillem Qigong«. Der Text ist nur wenige Seiten lang, doch hat er eine Qualität, die fortgeschrittene Übende ähnlich klar leiten kann, wie die Kompassnadel den Wanderer.

Es folgt eine kurze Abhandlung über »Jing Qi Shen«, die die drei Schätze aus der Tradition des Naidan beleuchtet und einige inspirierende Anregungen gibt. Gefolgt von einer Übungsanleitung von Jiang Xuelin selbst, die mir sehr gefällt:»Die Gesamtheit kultivieren ist wahre Erholung«, eine vom unteren Dantian ausgehende und dorthin zurückkehrende Übung im Liegen – Kernsatz: »Der Mensch ist im Qi. Das Qi ist im Mensch.«

Das letzte Viertel des Buchs ist wieder dem Chan Mi Gong vorbehalten mit ei- ner Übung zur Senkung von zu hohem Blutdruck und einer zur Pflege der Augen. Beide gut beschrieben, so dass ich sie (obwohl nicht Chan Mi praktizierend) gut nachvollziehen konnte.