TQJ 03/2011

Rezensentin:
Elvira Glück

Christian Hellmann:
Christentum und Qi Gong – Hinführung zu einer Spiritualität des Leibes
LIT Verlag 2010, 106 Seiten, 19,90 EUR (D), 20,50 EUR (A), 31,90 CHF
ISBN 978-3-8258-9319-4

Christian Hellmann ist evangelischer Pfarrer und Theologe mit tief gehenden Kenntnissen des Qigong. In seinem Buch, das auf seiner Doktorarbeit basiert, geht er der Frage nach, wie christliche Spiritualität und Qigong, als Beispiel für eine alternative Heilmethode aus einem ganz anderen Kulturkreis, in einen Dia-log gebracht werden können. Dabei interessiert es ihn besonders, die strikte Trennung von Körper und Seele in unserer modernen Gesellschaft aufzuweichen hin zu einer Spiritualität des Leibes, die gegründet ist auf die christliche Lehre und die Bibel.
Am Anfang des Buches bin ich über einen Satz gestolpert, der die Schwierigkeiten dieser Thematik deutlich macht: »Denn wer heilt, muss nachweisen, in wessen Namen er heilt, denn die Wirkung einer Heilung kann letztlich nur von Gott kommen.

Kommt sie aber vom falschen Gott, ist nicht nur der Leib, sondern auch die Seele in Gefahr.« Dahinter verbirgt sich auch die Frage, ob ich Daoist werden muss, um Qigong üben zu können, oder ob ich schon Buddhist bin, wenn ich die Übung »Der Knabe betet den Buddha an« praktiziere. Behutsam nähert sich der Autor diesen Fragestellungen, spannt einen Bogen von der Entstehung der Leibfeindlichkeit in unserer Gesellschaft hin zur Sehnsucht der Menschen nach Heilung, nach einem heilen Leben.

Interessant sind die Darstellung der verschiedenen Wirkebenen des Qigong, die Deutungsversuche des Qi und die Einführung des Begriffs »numinoses Qi«. Das Wuwei-Prinzip verdeutlicht Christian Hellmann sogar mit einem Zitat der Bergpredigt, findet also auch Gemeinsames, Verbindendes. Am Ende des Buches werden Auszüge aus dem Vorbereitungspapier Nr. 11 für die Konferenz über Weltmission und Evangelisation »Der Heilungsauftrag der Kirche« aufgeführt, die die Deutung zulassen, dass Körpertechniken wie Qigong als Heilkonzept gewürdigt werden können, weil sie eine positive Wirkung auf den Menschen haben. Dies ermöglicht nicht nur eine Wiederentdeckung der christlichen Heiltraditionen, sondern fördert auch den weltweiten interreligiösen Dialog bis hin zu einer Globalisierung der Körperkonzepte. »Eine christliche Spiritualität, die den Leib und die Körpererfahrung des Menschen in den Blick nimmt, wird eine heilsame Spiritualität sein, heilend an Körper, Geist und Seele.«