Richard Fiereder
Lohan Gong – Qi Gong für Körper, Geist und Seele
AT Verlag, 2003, 110 Seiten gebunden, EUR 24,90 / sFr 44,-
ISBN 3-85502-943-1
Der AT Verlag ist bekannt für schöne Bücher und auch bei diesem Qigong-Buch blieb er seinem Standard treu. Gleich nach dem Auspacken musste ich das Buch durchblättern und war angetan von der Aufmachung: Das großzügige Format und ein Layout mit viel Platz und großen Fotos chinesischer Straßenszenen schaffen sofort Atmosphäre. Die großen Zeichnungen im Hauptteil sind grandios und zeigen endlich mal ein Qigong, das »zur Sache geht«: viele einbeinige Stände und Dehnungen, auch mal mit waagrechtem Oberkörper nach hinten gelehnt. Naja, die Lohan, Buddhas Schüler, waren schon gut in Form.
So ungewöhnlich wie das Layout ist – zumindest in den Reihen der Qigong-AutorInnen – der Werdegang des Verfassers: Richard Fiereder kommt vom Karate. Sein Karate-Lehrer nahm ihn und einen Mitschüler mit zu einer Studienreise nach Taipeh zu einem Dr. Peng Wu-Chi, der sie auch das Lohan Gong lehrte. Richard Fiereder blieb am längsten in Taipeh und entdeckte seine Begeisterung für dieses Qigong.
Nun zum Inhalt: Bereits der übliche Beginn mit einem Vorwort des Autors und einem Geleitwort von Dr. Peng, der die zahlreichen Kalligraphien dieses Buches schrieb, zeugt von der Liebe, die der Autor »seinem« Qigong entgegenbringt, und ebenso von der Liebe des AT Verlages zu schönen Büchern. So wurde der handschriftliche chinesische Originaltext des Geleitwortes auf vier Seiten abgedruckt. Daran schließen sich kurze, aber ausreichend ausführliche Darstellungen der Geschichte des Lohan Qigong und grundlegende Tipps zum Üben an.
Der Hauptteil besteht aus den ausführlichen Darstellungen der 16 Übungen und der abschließenden Massage. Jeder Übung sind zwei Doppelseiten gewidmet. Auf der ersten Doppelseite links befinden sich einige Hintergrundinfos und die Bewegungsbeschreibung, ein Foto von Dr. Peng in der jeweiligen Position sowie der Name der Übung in Deutsch, Pinyin und in einer Kalligraphie. Die rechte Seite zeigt sehr gute Zeichnungen des Bewegungsablaufes und manchmal noch eine zum Üben motivierende Weisheit mit Kalligraphie. Auf der zweiten Doppelseite werden die medizinischen Aspekte der Übung erläutert. Die Zeichnungen dazu zeigen die Verläufe der am stärksten beanspruchten Meridiane nebst Punkten, teilweise in Detailzeichnungen aus der Übung.
Im 16-seitigen Anhang werden wichtige Begriffe der TCM wie Wuxing, die „Drei Schätze“ und die Zangfu erläutert und die zwölf Haupt- und acht Sondermeridiane gezeigt, für viele sicherlich nichts Neues. Sehr schön ist die Darstellung der Organuhr, in der die jeweiligen Meridiane eingezeichnet sind.
Die sehr anspruchsvollen Übungen mögen Qigong-Unerfahrene abschrecken, auch wenn der Autor leichtere Variationen aufgeführt hat. Wer jedoch entsprechende Vorerfahrungen mitbringt und die körperliche Herausforderung nicht scheut, findet gute Bewegungsbeschreibungen und vor allem grandiose Zeichnungen, die alleine fast schon ausreichen, um den reinen Bewegungsablauf zu lernen. Erreicht wird dies durch die geschickte Reihenfolge der Figuren, den sehr guten Verlauf von Pfeilen und schattiert eingezeichnete Zwischenpositionen. Es wäre zu wünschen, dass diese hervorragend gestalteten Graphiken auch andere Herausgeber von Büchern über Qigong, Taijiquan oder sonstige Bewegungskünste dazu anregen, diesem Bereich mehr Aufmerksamkeit (und Geld) zu widmen.
Fazit: Richard Fiereder hat zweifellos ein Qigong-Buch der besseren Art geschaffen, das gerade in der Darstellung der Bewegungen vorbildhaft ist und das schon beim Durchblättern Freude bereitet. Wohl dem, der im AT Verlag veröffentlichen darf.