TQJ 04/2010

Rezensent:
Epi van de Pol

 

 

Die deutsche Fassung

Peter den Dekker:
The Dynamics of Standing Still

Back2Base Publ., 247 Seiten, geb. englisch, 32,95 Euro
ISBN 978-94-90580-01-8

Peter den Dekker bietet in seinem Buch über Zhanzhuang viele Erklärungen und Beispiele aus der Natur, aus dem Industriedesign, aus Kunst und Sport, wie eine Struktur verstanden und in sich verbunden werden kann. Das Buch ist in drei Bereiche mit jeweils drei Kapiteln (zum Rumpf, Beinen und Armen) aufgeteilt. Jeder Bereich wird durch eine kurze persönliche Geschichte eingeleitet und die Essenz dieser Geschichten taucht in den anschließenden Kapiteln immer wieder auf, was die Aufmerksamkeit wach hält. Das meiste in diesem Buch war für mich nicht wirklich neu, aber mir gefiel die Art der Darstellung.

Was doch neu für mich war, betraf die Ausführung der Standübung im Liegen und in geringerem Maß das Drehen in der Taille und nicht mit den Hüften beim Stehen. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass Peter den Dekker darauf hinweist, dass wir in Armen, Beinen und Rumpf oberflächliche und tiefere Muskulatur haben und die tiefere Muskulatur trainiert werden sollte. Während das für den Rumpf möglicherweise zutrifft, ist es so, dass in den Extremitäten und größtenteils auch im Rumpf einfach die Muskeln, die wir im Alltag benutzen, so trainiert werden müssen, dass sie anders und auf eine stärker verbundene Art arbeiten.

Ein Teil des Trainings im festen Stand besteht darin, die Balance zwischen den langsam und den schnell kontrahierenden Fasern innerhalb jeden Muskels zu verändern und in der Aufmerksamkeit für die Haltung. Sportler mit mehr schnell kontrahierenden Fasern sind gut in schnellen, kraftvollen Bewegungen, aber sie sind auch schnell erschöpft. Sportler mit langsam kontrahierenden Fasern sind besser darin, eine Position zu halten sowie in anhaltender Bewegung wie einem Marathonlauf. Aus dem Dehnen der langsamen Fasern erzielen die Inneren Kampfkünste ihre »entspannte« Kraft. Auf mein Nachfragen erklärte mir Peter, dass das Konzept von tieferer und oberflächlicher Muskulatur für ihn gut funktioniert wegen der Yin- und Yang-Energien im Körper, mit denen er als Akupunkteur arbeitet.

Im Anhang ist eine sehr klare und kompakte Beschreibung der sieben Stufen des Dazheng-quan zu finden, dessen erste Stufe das Zhan-zhuang Qigong darstellt. Was mir an diesem Buch am besten gefallen hat, sind die persönlichen Erfahrungen, die der Autor mit seinem Hauptlehrer Lam Kam Chuan gemacht hat und in denen der Unterschied zwischen dem westlichen kognitiven Ansatz und dem östlichen »finde es selbst heraus, indem du mehr übst« sehr klar zum Ausdruck kommt.
Das Buch richtet sich mehr an AnfängerInnen, aber auch Fortgeschrittene werden sicherlich viele Beispiele dafür finden, wie man etwas auf eine andere Art betrachten oder mit einer anderen und vielleicht tieferen Idee von der Übung praktizieren kann. Es ist gut geschrieben, wunderschön illustriert und der Autor spricht aus eigener tiefer Erfahrung.