TQJ 03/2013

Rezensentin:
Sonja Blank

Ursula de Almeida Goldfarb:
Die Botschaft der Fächer. Der Fächertanz – Ein Weg zur Erkenntnis des Selbst auf der Grundlage des Stillen Qigong
Holotropos 2012, 260 Seiten inkl. DVD, EUR 29,90
ISBN 978-3-9812119-6-2

Taiji-Fächerformen sind vielfältig und beliebt, Literatur dazu hingegen sehr rar. Mit diesem Softcover-Buch füllt die Autorin eine Lücke. Aber nicht nur das. Der Untertitel »Der Fächertanz – Ein Weg zur Erkenntnis des Selbst auf der Grundlage des Stillen Qigong« baut eine Spannung auf. Fächer und Stilles Qigong – wie lässt sich das zusammenbringen? Die Autorin studierte über Jahrzehnte das Stille Qigong bei dem in Deutschland lebenden Qigong-Lehrer Dr. Zhi Chang Li. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen sind für sie wichtige Grundlage ihres vielfältigen Wirkens als Tänzerin, Choreografin und Therapeutin.

Im ersten Teil des Buches wird auf 80 Seiten das Stille Qigong mit zahlreichen Übungen gut strukturiert und illustriert vorgestellt. Sowohl interessierte Laien als auch erfahrene Qigong-Übende können hier Übungsanregungen finden.

Im zweiten Teil beleuchtet die Autorin zunächst den kulturhistorischen Hintergrund von Fächern sowohl im europäischen als auch im afrikanischen und asiatischen Raum. So stellt sie etwa die Beziehung zu schamanischen Heilritualen her, in denen Federfächer eingesetzt werden. Danach geht sie auf die Bedeutung des Fächers in der Kampfkunst ein, beschreibt Fächer-Grundübungen und anschließend die Mulan-Doppelfächerform, auch »Doppelblüte im Wind« genannt. Beides kann auf der beigelegten DVD angeschaut und mitgeübt werden. In diesem Teil stellt die Autorin die Verbindung vom Qigong und den Fächer-Bewegungen her. Eine Übungsanweisung lautet beispielsweise, dass das Lebensfeuer in Mingmen zu entfachen sei, von da aus steige das Qi zum Herzen, in die Arme, in die Fächerhände und in die Fächer.

Die Fächerbewegungen sind für Almeida Goldfarb Grundlage für freies Experimentieren, Improvisieren und Gestalten mit dem eigenen künstlerischen Ausdruck. Mit ihren Schülerinnen hat sie Choreografien zu unterschiedlichen Themen erarbeitet. Die Entwicklung und die Prozesse dreier solcher Werke werden im dritten Teil des Buches beschrieben. Die jeweiligen Auftritte sind ebenfalls auf der DVD zu sehen. Mich hat diese Arbeit sehr berührt. Beim Anschauen der DVD erlebte ich Tänzerinnen, die mit den jeweiligen Themen und mit sich selbst sehr verbunden wirkten.

Wer sich für die heilkünstlerischen Aspekte von Taiji und Qigong interessiert, dem kann dieses Buch viel Anregung bieten. Allerdings ist die Nachahmung nur denjenigen zu empfehlen, die eine therapeutische Ausbildung haben.

Insgesamt ist es ein mutiges und gelungenes Buch, das viel Information und Erfahrungen enthält. Bei der Transkription der chinesischen Begriffe hätte ich mir gewünscht, dass stringent ein System verwendet wird. Da haben sich leider ein paar Fehler eingeschlichen. Die Übungsbeschreibungen würden meiner Meinung nach durch einen kohärenten Sprachstil gewinnen. Persönlich bevorzuge ich es, als Individuum angesprochen zu werden, statt in einer amorphen Masse mit gemeint zu sein. Das Buch spricht die Sinne an durch die schönen Farbfotos, aber auch durch die angenehme Schrift, die sogar fühlbar ist. Ich kann mir vorstellen, dass es die Lust weckt, Fächer zur Hand zu nehmen und damit zu spielen.