TQJ 04/2013

Rezensentin:
Dietlind Zimmermann

Christina J. Barea:
Qigong, Atem – Bewegung – Entspannung

Weinmann 2012, 151 Seiten PB, EUR 16,80 (D), EUR 17,30 (A), 24,50 SFr,
ISBN 3 87892-095-4

Was mich am meisten überrascht hat: Dies in einem Sportfachverlag erschienene Qigong-Buch führt wirklich in das ein, was Qigong ausmacht! Die amerikanische Autorin Christina Barea ist ordinierte daoistische Priesterin mit einem Magisterstudienabschluss in Medizinischem Qigong am International Institut of Medical Qigong und langjähriger Unterrichtserfahrung.

Das Buch ist im besten Sinne sachlich. Das Layout in schlichtem Schwarz-Weiß verzichtet auf alles asiatelnd Dekorative, die Inhalte stehen im Vordergrund. Die Sprache ist die einer Lehrerin, die ihre SchülerInnen direkt anspricht. Hier und da kommt mir die Ausdrucksweise ein wenig sperrig vor (so erlebe ich manchmal Simultanübersetzungen bei chinesischen Lehrern ins Deutsche). Ob es der Ton ihrer chinesischen Lehrer ist oder ein Mangel der Übersetzung – ich weiß es nicht. Aber es stört kaum.

Christina Barea baut das Buch auf der Theorie der drei Schätze auf, die sie ausführlich und mit vielen guten Beispielen erklärt. Sie macht deutlich, dass und warum diese drei: Jing, Qi und Shen – oder auch: Haltung, Atem und Intention – die zentralen Koordinaten des Praktizierens sind. Beachtlich und lobenswert finde ich, dass sie dem Bereich Intention oder Aufmerksamkeitslenkung große Bedeutung beimisst. Sie erläutert diese umfassend und gibt bei den vorgestellten Übungen dementsprechend immer Hinweise, wie die Intention einzusetzen ist. Hier setzen auch ihre Hinweise an, was unter Qi-Kultivierung zu verstehen ist und dass es wichtig sei zu unterscheiden, ob man mit einer Übung tonisieren, ausleiten oder harmonisieren möchte.

Als weiterer philosophischer Hintergrund dient die Theorie der fünf Wandlungsphasen, die knapp, aber gut zusammenfassend dargestellt werden. Ihnen ist dann auch eine eigene Übungsfolge gewidmet.
Der Praxisteil des Buches folgt dem Aufbau einer Qigong-Sitzung, wie die Autorin es nennt. Sie beschreibt zunächst in Text und Bild einige kleine Übungen zur Eröffnung. Danach folgen »Die daoistischen Fünf«, eine Folge aus einer einleitenden und fünf den Wandlungsphasen zugeordneten Übungen. Die Bewegungsbilder sind einfach und gut nachzuvollziehen. Ich kannte sie noch nicht und finde sie stimmig. Sie scheinen neueren Ursprungs zu sein, die genaue Quelle nennt Christina Barea nicht. Zum Schluss folgen Anleitungen für die »Acht Brokate« und einige Abschlussübungen.

Die Auswahl und die Präsentation der Übungen ist sinnvoll und gut geeignet, um ins Qigong einzusteigen und ein Verständnis dafür zu entwickeln, worum es in der Übungspraxis geht.

Wie immer gilt auch hier: Den Anspruch, die Übungen ohne Vorkenntnisse einzig nach dem Buch ausführen zu können, halte ich für unrealistisch. Obwohl die Beschreibungen wirklich gut sind, ist nicht immer »alles klar« und manches habe ich aus meiner Erfahrung »ergänzt«. Dennoch: Dies ist eines der besten Bücher zum Basiswissen über Qigong, das ich seit langem in den Händen hielt. Menschen, die in einer Übungsgruppe zu praktizieren begonnen haben, werden hier eine Menge guter Informationen finden. Sehr empfehlenswert!