Wei Yuanping/Deng Zi
Medizinisches Qigong – Praktisches Handbuch der chinesischen Atem- und Bewegungsübungen
Verlag für Ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr 1996,
272 Seiten,EUR 69,-
Das bereits 1996 erschienene Buch von Wei Yuanping und Deng Zi gehört nach wie vor zu den empfehlenswerten Lehrbüchern des Qigong, vor allem für Qigong-LehrerInnen und fortgeschrittene Praktizierende. Die beiden Autoren geben einen guten Überblick über die Methoden des Medizinischen Qigong, wie sie in China eingesetzt werden.
Der erste Teil enthält eine knappe und dennoch präzise Einführung in Geschichte und Wirkungsweise des Medizinischen Qigong, eine Beschreibung der Übungspraxis mit den verschiedenen Körperhaltungen, Vorbereitung und Abschluss sowie Vorsichtsmaßnahmen beim Üben.
Der umfangreiche zweite Teil beschreibt recht ausführlich und präzise 15 verschiedene Methoden des Medizinischen Qigong, gut bebildert, so dass die Übungen auch nachvollziehbar sind. Leider hat der Verlag nur die chinesischen Namen mit wortgetreuer Übersetzung übernommen, so dass aus dem Inhaltsverzeichnis oft nicht nachvollziehbar ist, welches Übungssystem damit gemeint ist. Wer vermutet schon unter dem Namen „Eine neue Serie therapeutischer Qigong-Übungen“ das Guolin-Qigong? Erst im Text findet man den Hinweis, dass diese Übungen von Frau Guo Lin zusammengestellt worden sind. Die Verwirrung wird noch größer, wenn man dann einige Seiten weiter unter dem Namen „Selbstgesteuerte Qigong-Therapie“ fast die gleichen Übungen findet, nur mit dem Hinweis, dass diese Übungen von der Chinesischen Arbeiter-Union veröffentlicht wurden. Hier fehlt die Information, dass diese Übungen von Schülern von Frau Guo Lin aus deren Übungen abgewandelt worden sind.
Insgesamt ist die Darstellung der Übungsmethoden recht gut, aber es wird nur wenig über die Wirkungsweise der Übungen mitgeteilt, was mir gerade im medizinischen Bereich wichtig erscheint. Das Shaolin Neijin Yizhichan (Qigong-Übung der Shaolin-Ein-Finger-Meditation) ist in diesem Buch wie einige weitere Methoden zum ersten Mal in deutscher Sprache veröffentlicht, allerdings auch mit wenig Hintergrundinformationen. In China ist dieses Qigong berühmt geworden, weil durch das Üben Fähigkeiten zum Aussenden von Qi entwickelt werden, außerdem wurde hieraus das Kongjin-Qigong abgeleitet, das in China recht populär geworden ist. Diese Hinweise fehlen leider völlig.
Im ebenfalls recht umfangreichen dritten Teil sind 24 Krankheitsbilder aus den Bereichen Innere Medizin, Gynäkologie, Neurologie und Orthopädie zusammengestellt, denen die entsprechenden chinesischen Syndrom-Differenzierungen und die therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten mit Qigong zugeordnet werden. Hier findet man glücklicherweise einige Erläuterungen zur medizinischen Wirkungsweise der angeführten Übungen.
Der vierte Teil stellt relativ knapp zusätzliche Qigong-Methoden vor zur Verbesserung der Intelligenz, zur Raucherentwöhnung, zu kosmetischen Zwecken und zur Gewichtsreduktion.
Für die vielen Qigong-LehrerInnen, die nicht der chinesischen Sprache mächtig sind und daher nicht die chinesische Originalliteratur lesen können, ist dieses Buch eine gute Hilfe. Wünschenswert für eine nächste Ausgabe wäre allerdings eine Überarbeitung mit ergänzenden Informationen, um dieses sehr „chinesische“ Buch westlichen LeserInnen näher zu bringen.