Li Zhi-Chang
Mit dem Herzen lächeln
Heyne 1999, 192 Seiten geb., DM 36,00

Bereits seit zehn Jahren lebt Meister Li Zhi-Chang in Deutschland und leitet in München ein eigenes Ausbildungsinstitut für Qigong. Er ist Meister des Stillen Qigong, einer speziellen Methode, das Qi, die Lebensenergie, zu regulieren. Fast ohne jede äußere Bewegung, lediglich durch die Vorstellungskraft unterstützt durch die Atmung nimmt man beim Üben Kontakt zum eigenen Qi auf, aktiviert und nährt es, löst Stagnationen auf. Ulli Olvedi beschrieb diese Methode in ihrem Buch »Yi Qi Gong – Das Stille Qi Gong nach Meister Li Zhi-Chang«, nun hat Meister Li sein erstes eigenes Buch verfasst.
Ein fast poetisches und doch sehr praxisnahes Buch ist entstanden, das gut für Qigong-AnfängerInnen geeignet ist. Auf chinesische Fachbegriffe, die Nichtfachleute eher verwirren, wurde weitgehend verzichtet. Auch die theoretischen Grundlagen der chinesischen Medizin wurden auf das Notwendigste reduziert, ohne dass Oberflächlichkeit entstanden ist. Stattdessen bietet das Buch viele Farbfotos von Meister Li und seiner Tochter beim Üben, die zum Ausprobieren animieren. Dafür sind die Übungen gut geeignet: »Den Baum umarmen«, »Das Qi der Rosen pflücken« oder »Wie eine Säule stehen«. Die erläuternden Texte dazu sind klar und anschaulich, die Übungen einfach, so dass keine Qigong-Vorerfahrung nötig ist. Ergänzt werden die Übungen durch Selbstmassagen und Akupressur.
Vielleicht ist das Buch auch deshalb so angenehm zu lesen, weil es nicht belehrend ist; da gibt es kein »Du musst« und »Du darfst nicht«. Im Gegenteil – mit unterhaltsamen Geschichten aus dem alten China und Betrachtungen zur Kunst des Lebens breitet sich beim Lesen Leichtigkeit aus. Was strengen wir uns ständig an, um uns zu entspannen und uns wohl zu fühlen. Welch ein Widerspruch in sich! Wenn wir einfach im Augenblick sind, uns innerlich ausdehnen, »wie es die Hefe mit einem Brotteig« macht, entspannen wir uns ganz natürlich, regenerieren uns und gewinnen unsere Lebenskraft zurück.
Qigong wird hier nicht nur als ein System von Übungen präsentiert, sondern als eine ganzheitliche Lebensphilosophie auf der Grundlage der Fünf-Elemente-Lehre der chinesischen Medizin. Dazu gehört auch eine bewusste Ernährung den jeweiligen Jahreszeiten entsprechend und unter Berücksichtigung des Geschmacks und der thermischen Wirkung der Nahrungsmittel. Mit speziellen Tees und Kräutern sowie durch einen bewussten Einsatz von Farben kann man zusätzlich unterstützend einwirken. Diese komplexen Zusammenhänge sind ansprechend und wohl bekömmlich dargestellt. Ob das den Verleger dazu bewogen hat, durch die platte Bezeichnung »Chinesisches Viagra für alle Sinne« im Klappentext einen noch breiteren Leserkreis ansprechen zu wollen? Dem möchte ich entgegenhalten, dass Qigong diesen Vergleich nicht nötig hat. Es ist eine wundervolle Methode, bewusst mit sich selbst umzugehen und mehr Lebensqualität zu erfahren. Dafür ist dieses Buch ein guter Einstieg und es macht Appetit auf mehr.