Cornelius Claudio Kreusch, Johannes Tonio Kreusch:
Baota
Dietmar Stubenbaum/International Society of Chen Taijiquan, CD, ca. 70 Min.,
zu bestellen über stubenbaum@posteo.de, € 20
Im Booklet ist zu lesen, dass die Musik dieser CD auf einem Lehrvideo der »International Society of Chen Taijiquan«, auf dem Chen Peishan das Sizheng Taijiquan präsentiert, als Soundtrack zu hören ist. Man kann also vermuten, dass die CD dazu gedacht ist, sie als Hintergrundmusik für die eigene Übungspraxis zu nutzen. Das kann ich schwer einschätzen, da ich weder diese Form noch den Chen-Stil praktiziere.
Doch allemal kann man sagen: Diese CD überrascht. CDs, die sich als Begleitmusik für Meditation, Yoga, Qigong und Ähnliches anbieten, warten oft mit weichen, gern auch wohlgefällig schwebenden Sounds auf, die ebenso oft musikalisch nicht sonderlich anspruchsvoll sind. Hier aber liegt etwas ganz anderes vor. Dafür garantieren schon die beiden Musiker, die die Stücke komponiert und eingespielt haben.
Johannes Tonio Kreusch ist ein klassisch ausgebildeter und weltweit geachteter Gitarrist, der in den Bereichen Klassik und improvisierter Musik schon zusammen mit Größen wie Markus Stockhausen und Giora Feidman gespielt hat. Und mit dem zweiten im Bunde: Pianist und Komponist Cornelius Claudio Kreusch, der ebenfalls in der Weltklasse mitspielt, so unter anderem schon mit Herbie Hancock, Bobby McFerrin und vielen anderen bedeutenden Jazzmusikern.
Die einzelnen Stücke, die zum Teil zentrale Begriffe des Yangsheng zum Titel haben – wie Tian Dao, Zheng Xin, Yin Yang, Yuan Qi, Shen, Rou, Li, Qi –, klingen wie feinsinnige und immer wieder überraschende Improvisationen über eben diese Themen.
Ich weiß nicht recht, ob man sie als Klangteppich für die Bewegungspraxis benutzen kann oder sollte. Aber sie sind wie eine Einladung zu einer kleinen Meditation über die zentralen Begriffe unserer Übungspraxis. Taiji- und Qigong-Praktiker*innen, die Jazz mögen, weil er eine Einladung zum achtsamen Hören im Hier und Jetzt ist, werden diese CD wahrscheinlich auch schätzen.
Schade finde ich, dass weder die Dauer der einzelnen Stücke noch die Gesamtlänge angegeben ist. Denn wer Musik zum Taiji- oder Qigong-Üben verwendet, nutzt sie gern auch als eine Art Timer, um eine Richtlinie für die Übungsdauer zu haben, ohne auf die Uhr schauen zu müssen.