In der Nacht vom 30. September auf den 1. Oktober  2021 ist Dr. Martin Bödicker, ein Urgestein der deutschen und europäischen Taiji-Szene, im Alter von 55 Jahren gestorben. Martin Bödicker interessierte sich schon in seiner Jugend für die chinesische Philosophie. Doch bevor er zum Taijiquan kam, lernte er Judo, Taekwondo und Aikido und studierte Chemie, worin er auch promovierte.

1986 traf Martin Bödicker in Düsseldorf Ma Jiangbao, der das Wu-Taijiquan seiner Eltern Ma Yueliang und Wu Yinghua nach Europa brachte, und wurde dessen persönlicher Schüler. Martin Bödicker war maßgeblich daran beteiligt, dass sich der Wu-Stil in Europa etablierte. Er organisierte viele Seminare mit Ma Jiangbao, gründete seine eigene Taiji-Schule in Düsseldorf und unterrichtete später auch in anderen Ländern Europas. Neben dem Taiji- quan studierte er die Regional-Wissenschaften Ostasiens und lernte Chinesisch. Durch sein Studium und den engen Kontakt zur Ma-Familie bekam er tiefe Einblicke in die chinesische Kultur.

Martin Bödicker war auch der Kontakt zu anderen Übenden wichtig. Er gründete die European Association for Traditional Wu Tai Chi Chuan (EWTC) als repräsentative Organisation von Ma Jiangbao und trat früh in das Taijiquan & Qigong Netzwerk Deutschland ein, für das er auch einige Zeit im Vorstand war. Zudem organisierte er einige Taiji-Treffen.

2009 zog er sich zurück, um mehr Zeit für seine schwer kranke Frau Freya zu haben, die ein Jahr später starb. Er unterrichtete nur noch in kleinem Rahmen und traf sich mit wenigen, um sein geliebtes Tuishou weiterhin praktizieren zu können.

Der Taiji-Szene blieb er als Autor, Übersetzer und Verleger erhalten. Er schrieb zahlreiche Bücher über Taijiquan, Kampfkunst und die chinesische Philosophie und Geschichte, die er in seinem eigenen Verlag veröffentlichte. Zudem übersetzte und kommentierte er viele klassische Texte, unter anderem die klassischen Texte des Taijiquan, die er in einem Buch veröffentlichte.

Mit Dr. Martin Bödicker verliert die europäische Taiji-Szene einen ihrer Pioniere, dessen Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Wir gedenken seiner und wünschen seinem Sohn viel Kraft.