Am 9. Dezember 2021 ist der bekannte und umstrittene Taiji-Lehrer Dan Docherty an einer Infektion der Atemwege gestorben. Daniel Docherty wurde 1954 in Glasgow (UK) geboren und interessierte sich schon früh für die Kampfkünste. Von 1975 bis 1984 war er Polizeiinspektor in Hongkong. Dort lernte er das „Wudang-Taijiquan“ bei Chen Tinhung, den er später auch nach Großbritannien einlud. In dieser Zeit bestritt er auch erfolgreich Vollkontakt-Wettkämpfe.

1984 begann Dan Docherty in London Taijiquan zu unterrichten und gründete eine eigene Schule, das „Practical Tai Chi Chuan“, das sich im Laufe der Zeit in zahlreiche europäische Länder verbreitete. Ihm war immer wichtig, dass sein Taijiquan im Kampf funktioniert, aber auch, dass es als Kampfkunst der Gesundheit und der persönlichen Weiterentwicklung dient.

Dan Docherty war Gründungsmitglied der „Tai Chi Union of Great Britain“ (TCUGB) und der „Taijiquan and Qigong Federation for Europe“ (TCFE). In beiden Organisationen war er jahrelang im Vorstand aktiv. Er wünschte sich, dass es in Europa starke Organisationen gibt, die das traditionelle Taijiquan bewahren, ohne die modernen Einflüsse aus China. Er organisierte mehrere TCFE-Events in Osteuropa, um die Taiji- und Qigong-Übenden aus ganz Europa zusammenzubringen. Auch auf vielen anderen internationalen Taiji-Treffen wurde er als außergewöhnlich kompetenter Lehrer geschätzt. In den letzten Jahren litt er an Parkinson, wodurch er seine Unterrichtstätigkeit reduzieren musste.

Neben seiner Lehrtätigkeit gab Dan Docherty sein profundes Wissen auch durch einige Bücher über Taijiquan weiter, unter anderem „The Tai Chi Bible“ und „Tai Chi Chuan: Decoding the Classics for the Modern Martial Artist“. Er hat sehr viel dazu beigetragen, dass Taijiquan auch in Europa als reale Kampfkunst bewahrt wird.

Trotz seiner eigenwilligen Art hat Dan Docherty viel bewegt in der europäischen Taiji-Szene. Mit ihm ist einer der
Pioniere des Taijiquan in Europa von uns gegangen.