TQJ 4/2010

Inhaltsverzeichnis

Das Dao des Lernens von Taijiquan – Ein Gespräch mit Yang Jun
Von Dave Barrett
Yang Jun, der Enkel von Yang Zhenduo und Linienhalter der Yang-Familientradition in der fünften Generation, sprach mit Dave Barrett über den Prozess des Taiji-Lernens. Er betont die Bedeutung von ethischem Verhalten sowohl bei den SchülerInnen als auch aufseiten von Lehrenden. Im Vergleich zwischen der traditionellen Übungsweise in China und der heutigen Situation im Westen weist er auf den Mangel an gegenseitiger Unterstützung hin und dass es wichtig ist, die Bedeutung der Bewegungen zu verstehen, um nicht das Interesse zu verlieren. Im Wechselspiel zwischen dem Lernen der Form und der Umsetzung im Tuishou ergänzen sich für ihn Yin und Yang zum Dao des Taijiquan-Lernens. Dieses führt letztlich zu einer vollkommen natürlichen spontanen Bewegungsweise.

Jibengong – oder: Anleitung für den Koch
Von Paul Shoju Schwerdt
Wie die Zubereitung eines schmackhaften Mahles wird die Qigong-Übungspraxis durch eine umfassende Vorbereitung wesentlich unterstützt. Paul Shoju Schwerdt erläutert, warum wir uns intensiv einstimmen sollten, bevor wir mit der eigentlichen energetischen Arbeit des jeweiligen Qigong beginnen. Die Aufgaben dieses Jibengong beinhalten ein Aufwärmen des Körpers, um Qi- und Blutfluss anzuregen, Dehnungen, die die Muskulatur durchlässiger machen, Übungen, die die Wahrnehmung des eigenen Körpers schulen, eine Beruhigung des Geistes und des Herzens sowie eine Sensibilisierung für die eigene Befindlichkeit, um das Jing zu schützen.

Einheit von Sein und Nichtsein – Kommentar zum ersten Kapitel des Daodejing
Von Jan Silberstorff
Das Daodejing ist das bekannteste Werk des Daoismus und bleibt gleichzeitig in seiner komprimierten bildhaften Darstellung für viele Menschen rätselhaft. Jan Silberstorff arbeitet auf der Grundlage seiner intensiven Erfahrungen mit Taijiquan und Meditation an einer umfangreichen Interpretation des Textes. In der letzten Ausgabe haben wir den ersten Teil seines Kommentars zum ersten Kapitel des Daodejing veröffentlicht. Ein »Verständnis« des Dao als unaussprechlichem Ganzen, das alles durchdringt und selbst nicht ist, kann nach seiner Auffassung nur aus einer inneren Erfahrung der Einheit und deren Umsetzung im Handeln entstehen. Im Folgenden erläutert er in Bezug auf den zweiten Teil des Kapitels den Ursprung und den Zusammenhang von Wuji und Taiji, das »Tor«, durch das vom Sein her eine Erfahrung des Nichtseienden möglich ist, und die Bedeutung von De, der Wirkkraft des Dao.

Töne – Qi des Himmels
Singen im Spannungsfeld der fünf Wandlungsphasen
Von Petra Elisabeth Orth
Klang entspricht wie alles andere dem Wechselspiel der fünf Wandlungs-phasen. Dabei lassen uns insbesondere die im menschlichen Körper erzeugten Töne deren Qualität unmittelbar erleben. Petra Elisabeth Orth, Klangphysiologin und Gesangstherapeutin, beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit den Wandlungsphasen und beschreibt deren Dynamik beim Singen. Dabei ist es die Kraft des Wassers, die der Stimme einen vollen Klang verleiht, die des Holzes, die den Anfang gestaltet und die vielen notwendigen innerkörperlichen Abläufe koordiniert, und das Herz tritt über das Singen mit der Welt in Verbindung. Die Energie der Erde sorgt für die Balance aller den Stimmklang beeinflussenden Kräfte, zwischen Ruhe und Dynamik, Innen und Außen. Das Metallelement ermöglicht über die Atmung überhaupt erst die Stimmbildung und gibt ihr einen natürlichen Rhythmus.

Qigong und Tugend – Ein Weg zur Harmonisierung von Körper und Geist
Von Zheng Buyin
Dass Qigong immer Körper und Geist einbezieht, macht einen der wesentlichen Unterschiede zu westlichen Übungsformen aus. Buyin Zheng, der mit einer traditionellen Auffassung von Qigong aufgewachsen ist, erläutert, wie das Qi der Erde und das Qi des Himmels die verschiedenen Aspekte des menschlichen Seins nähren können. Beide Kräfte wirken beispielsweise nicht nur auf die Organe, sondern auch auf die Eigenschaften eines Menschen, die ebenso den Wandlungsphasen zugeordnet werden.

 

Events

10. »Drachen und Tiger«-Treffen
9. bis 11. Juli 2010 in Dötlingen (D)
Das von Luis Molera und Wolfgang Brödlin im Jahr 2001 ins Leben gerufene und inzwischen vom Tai Chi Chuan Bremen e. V. organisierte jährliche Taiji-Treffen feierte in diesem Sommer sein zehnjähriges Jubiläum. Aus diesem Anlass gab es neben dem üblichen Angebot aus Workshops und freiem Tuishou einen Märchenabend am Freitag und am Sonnabend ein großes Vorführungsprogramm sowie ein Konzert mit afrikanischer Musik und viel Tanz. Roberta Polizzi berichtet von ihren Eindrücken.

North Sea Tai Chi Festival
20. bis 22. August 2010 in Haarlem (NL)
Die Niederlande waren schon oft Vorreiter in Sachen »Taijiquan«. Schon in den frühen 70er Jahren breitete sich das Taijiquan dort aus, viele Lehrer aus verschiedenen Stilen und Schulen kamen zum Unterrichten und es wurden schon früh Taiji-Wettkämpfe ausgetragen. Da war es fast ein Wunder, dass es noch kein stil-übergreifendes Taiji-Treffen gab. Nun gibt es das »North Sea Tai Chi Festival«, das in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfand. Wilhelm Mertens war zum Unterrichten und Teilnehmen eingeladen.

9. Deutsche Qigong-Tage
24. bis 26. September 2010 in Halle (D)
Die im Zweijahresrhythmus stattfindenden Deutschen Qigong-Tage wurden in diesem Jahr von den Kolibri Seminaren in Kooperation mit der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg veranstaltet. Das Konzept war eine Fachtagung, die unter dem Motto »Qigong in Alltag und Beruf – Qualitätsstandard und Anwendungsmöglichkeiten« vor allem zum Austausch über Qualitätskriterien und deren Einhaltung sowie den spezifischen Einsatz von Qigong in verschiedenen Bereichen einlud. Almut Schmitz war für das TQJ dabei.

 

Titelbild: Loni Liebermann

TQJ 4/2010
November 2010 – Januar 2010